„World Academy of Cosmetic Surgery“ – Haben Sie solche oder ähnliche Zeugnisse schon einmal in einer Ordination gesehen?
Viele KollegInnen betreiben ästhetische Chirurgie, ohne die Ausbildung zum Plastischen Chirurgen absolviert zu haben. Dieser Umstand ist mittlerweile auch Laien bekannt, und langsam hinterfragen PatientInnen (leider immer noch zu wenige) die fachliche Qualifikation von „ästhetischen Chirurgen“. Besonders geschäftstüchtige Plastische Chirurgen kamen auf die zweifelhafte Idee, Vereine mit wohlklingenden Namen zu gründen („World Academy of Cosmetic Surgery“, „European Academy of Cosmetic Surgery“ usw.). In weiterer Folge wurden teure Kongresse mit noch teureren Kursen organisiert, auf welchen u.a. bekannte (eingeladene) Plastische Chirurgen Lehrvorträge abhielten. Die Kongress-Teilnehmer erhielten nach Abschluss einer lachhaften Prüfung ein „Zertifikat“, das den „erfolgreichen Abschluss des Kurses über ästhetische Chirurgie“ bescheinigt (selbstverständlich wurden hohe Prüfungsgebühren eingehoben). Diese und ähnliche Zertifikate sind in zahlreichen Ordinationen zu bewundern.
Auch Prof. Turkof folgte 2002 unbedarft einer solchen Einladung. Als er bei der „Zeugnisverteilung“ die Zusammenhänge begriff, wurden seine geäußerten Bedenken von den Veranstaltern wie folgt abgetan (Originalzitat): „Edvin, mach’ Dir keine Sorgen, wenn DIE unseren Kongress besuchen, werden sie niemals Plastische Chirurgie betreiben …“.
Es war ihnen natürlich vollkommen einerlei, dass mit den ausgestellten Zertifikaten klarerweise Missbrauch betrieben wird.
Die einzigen ernst zu nehmenden Zeugnisse sind Teilnahme- und Mitgliedsbestätigungen, die von approbierten nationalen oder internationalen Fachgesellschaften unterzeichnet sind. Im Zweifelsfall erkundigen Sie sich bei der Ärztekammer über den Veranstalter oder die Gesellschaft (ist auf dem Zeugnis vermerkt). Das ist zwar mühsam, kann sich aber unter Umständen sehr bezahlt machen!