Beschreibung
Fettabsaugung: Das Buch
Die Fettabsaugung ist weltweit die häufigste Operation der ästhetischen Chirurgie. Obwohl das Prinzip der Fettabsaugung sehr einfach anmutet, ist die „Liposuction“ aus mehreren Gründen ein anspruchsvoller medizinischer Eingriff. Seine vermeintliche Einfachheit und der relativ hohe Verdienst für den Operateur hat die Anzahl dieser Eingriffe durch ungeschulte bzw. unerfahrene ÄrztInnen in den letzten Jahren enorm gesteigert. Für eine erfolgreiche Fettabsaugung müssen eine ganze Reihe von Einzelheiten berücksichtigt werden, sonst kann es zu unbefriedigenden Ergebnissen oder Komplikationen kommen.
Es gibt mehrere Methoden der Fettabsaugung, die große Unterschiede in Bezug auf technischen Aufwand, Nebenwirkungen und Ausmaß der Gewebeschädigung aufweisen. Nach eingehender Prüfung der verschiedenen Geräte verwende ich derzeit eine Methode, die ich für die beste halte: die vibrationsassistierte Fettabsaugung mit dreidimensional rotierender Kanüle (siehe Kapitel II, Punkt 4). Die ergänzende, etwas umfangreiche Beschreibung der anderen Methoden (ebenfalls in Kapitel II) soll den interessierten LeserInnen verdeutlichen, wie komplex das Thema Fettabsaugung eigentlich ist und welche Bedeutung die Wahl des geeigneten Operateurs hat.
10 Fragen an Dr. Turkof
10 Fragen zur Fettabsaugung an Dr. Turkof
Univ.-Prof. Dr. Edvin Turkof
- Ab welcher Altersgruppe kann operiert werden?
- Wie funktioniert eine Fettabsaugung? Gibt es verschiedene Methoden?
- Welche Methode halten Sie für empfehlenswert?
- Wann ist es ratsam, bei Problemzonen lieber abzunehmen und wann empfehlen Sie eine Fettabsaugung?
- Welche Körperregionen können abgesaugt werden?
- Wie viel Liter können im Schnitt abgesaugt werden?
- Was passiert, wenn ich nach der Absaugung wieder zunehme?
- Wenn man zunimmt, verteilt sich also das Fett anders?
- Was gibt es für Risiken? Wie hoch ist die Gefahr von Dellen? Man liest ja immer wieder von unförmigen Ergebnissen…
- Was kostet eine Fettabsaugung im Schnitt?
- Ab welcher Altersgruppe kann operiert werden?
Bei einer Fettabsaugung würde ich sagen ab 18, 19, 20 und nach oben hin entscheide ich individuell, es gibt kein bestimmtes Limit.
- Wie funktioniert eine Fettabsaugung? Gibt es verschiedene Methoden?
Es gibt sehr viele verschiedene Methoden Fett abzusaugen. Die klassische Methode, die seit 1982 weithin praktiziert wird, ist die Methode, bei der eine Kanüle unter die Haut geschoben wird, am anderen Ende ein Vakuum angelegt wird, und durch das Hin- und Herbewegen im Fettgewebe werden mit der Öffnung, die an der Kanülenoberfläche vorhanden ist, kleine Fettbröcklein aus dem Verband gelöst und abgesaugt. Eigentlich also eine Art dreidimensionaler Hobel. Es gibt aber eine Reihe anderer Methoden Fett abzusaugen: Ultraschall-assistiert, Laser-assistiert, Wasserstrahl-assistiert, Vibrationsassistiert oder Elektrisch-assistiert, die aufgrund der Andersartigkeit ihrer Operationsmethodik den Markt auch für sich zu gewinnen versuchen.
- Welche Methode halten Sie für empfehlenswert?
Man muss sagen, dass jede Methode in erfahrener Hand zu einem guten Ergebnis führen kann. Es gibt aber enorme Unterschiede im medizinischen Aufwand, in der Dauer der Operation, in der postoperativen Schmerzperiode, wie viele blaue Flecken es gibt und wie schnell man arbeitet. Das alles muss man berücksichtigen, wenn man sich für eine Methode entscheidet. Ich verwende eine Methode, bei der die Kanülenspitze dreidimensional rotiert, und die im Verhältnis zur konventionellen Methode mindestens doppelt so schnell ist, es gibt weniger blaue Flecken und es tut auch eindeutig weniger weh.
- Wann ist es ratsam, bei Problemzonen lieber abzunehmen und wann empfehlen Sie eine Fettabsaugung?
Das Absaugen sollte das Abnehmen nie ersetzen, eine Fettabsaugung ist dazu da, Körperformen zu harmonisieren. Viele viele Menschen haben normales Gewicht und ungünstige Fettverteilungen, die sich beispielsweise am Bauch oder an den Oberschenkeln konzentrieren. Das sind Kandidaten für eine Fettabsaugung.
- Welche Körperregionen können abgesaugt werden?
Mit der jüngsten Generation der Absauggeräte kann eigentlich schon jede Körperregion abgesaugt werden, sogar im Gesichtsbereich oder an den Waden kann abgesaugt werden.
- Wie viel Liter können im Schnitt abgesaugt werden?
Das ist eine wichtige Frage. Studien haben gezeigt, dass die Obergrenze, die man mit gutem Gewissen bei einer Sitzung im Schnitt entfernen kann, drei Liter reines Fett sind.
- Was passiert, wenn ich nach der Absaugung wieder zunehme?
Die Fettabsaugung beeinflusst den Stoffwechsel nicht, Sie können nach einer Fettabsaugung natürlich zunehmen und auch abnehmen; es wird aber so sein, dass Sie an den abgesaugten Arealen aufgrund des Entfernens von Fettzellen weniger leicht zunehmen. Das ist letztlich auch der Zweck, man macht den Eingriff mit dem Ziel einer nachhaltigen Konturenverbesserung.
- Wenn man zunimmt, verteilt sich also das Fett anders?
Ja, ganz genau. Wenn man sich beispielsweise Fett an den Hüften absaugen lässt, wird man dort weniger leicht zunehmen, nimmt man massiv zu, kann es passieren, dass die an das abgesaugte Areal angrenzenden Regionen deutlich ansetzen, das abgesaugte Areal aber nicht. Daher meine Empfehlung, eine Fettabsaugung nur dann durchzuführen, wenn man das Gewicht, das man zum Zeitpunkt des Eingriffs hat, behalten möchte und auch halten kann.
- Was gibt es für Risiken? Wie hoch ist die Gefahr von Dellen? Man liest ja immer wieder von unförmigen Ergebnissen…
Das wäre nur ein ästhetisches Risiko, es gibt aber Risiken, die viel schwerwiegender sind, allen voran die Fettembolie. Unter Fettembolie versteht man, dass ein Fettbröckelchen aufgrund des Eingriffs in ein Gefäß kommt, zur Lunge gelangt und einen Lungeninfarkt produziert. Statistisch ist es so, dass man ohne Differenzierung der Methoden in den USA von 1:5.000 spricht, dass es zu einer „major complication“ kommt.
Ich mache seit 15 Jahren Fettabsaugungen und habe diese Komplikation noch nie gehabt, zum Glück! Ich habe bisher etwa 2.000 Regionen abgesaugt. Es hängt eben wesentlich damit zusammen, welche Methode man verwendet, eine gewebeschonende Methode schont die Gefäße und daher ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Fettembolie geringer.
- Was kostet eine Fettabsaugung im Schnitt?
Die Kosten bewegen sich bei € 1.000 – € 1.200 und können bis € 7.000 – € 8.000 gehen, je nach Aufwand und je nachdem, wie viel gemacht wird. Durchschnittlich kommt man, wenn man sich beispielsweise den Bauch oder die Reiterhosen absaugen ließe, auf einen Preis von € 3.000 – € 4.000.
Kurz & bündig
Fettabsaugung – kurz & bündig
Horizontale und vertikale Schrumpfungsnotwendigkeit der Haut nach einer Fettabsaugung.
Eine gut geplante Fettabsaugung in Lokalanästhesie sollte wie folgt ablaufen:
- Prüfung der Eignung des/der PatientIn für den Eingriff
- Kontrolle, ob gerinnungshemmende Medikamente oder Vitamin E genommen werden (erhöhte Blutungsneigung)
- Ausschluss einer Allergie gegen Lokalanästhetika (in der Tumeszenzlösung enthalten)
- Zigarettenkonsum wenn möglich einstellen (nicht Bedingung)
- exakte Planung der Eingriffe (wie viele Sitzungen, an welchen Regionen)
- fünf Endermologie-Behandlungen vor dem Eingriff, zwei bis drei Mal pro Woche
- Verabreichung eines Antibiotikums bei größeren Absaugmengen (Infektionsprophylaxe)
- vibrationsunterstützte Infiltration des Lokalanästhetikums
- vibrationsunterstützte Fettabsaugung mit dreidimensional rotierender Kanüle
- maximale Absaugmenge drei Liter reinen Fetts
- Kompressionswäsche wird unmittelbar nach der Operation angezogen
PatientIn geht am OP-Tag nach Hause
- fünf bis zehn Endermologie-Behandlungennach dem Eingriff, zwei Mal pro Woche
Die wichtigsten Fakten auf den Punkt gebracht:
- Die Fettabsaugung ist der weltweit am häufigsten durchgeführte Eingriff der ästhetischen Chirurgie.
- Es gibt zumindest neun verschiedene Methoden der Fettabsaugung – ich bevorzuge die vibrationsassistierte Methode mit dreidimensional rotierender Kanüle.
- Die von mir eingesetzte Methode weist folgende Vorteile auf: Sie zerstört die für die Zusammenziehung der Haut wichtigen Bindegewebssepten in geringerem Maße, Gefäße und Nerven werden weniger verletzt. Man braucht relativ wenig Lokalanästhetikum, man kann verhältnismäßig viel Fett entfernen. Sie ist insgesamt sehr gewebeschonend.
- Für ein gutes operatives Ergebnis muss sich die Haut in horizontaler Richtung zusammenziehen und in vertikaler Richtung dem verringerten Volumen anpassen. Voraussetzung dafür ist die Eigenelastizität der Haut sowie die Intaktheit der Bindegewebssepten.
- Ein gutes Ergebnis nach einer Fettabsaugung ist dann erreicht, wenn die Operation bei entblößtem Körper nicht erkennbar ist, wenn die abgesaugten Areale mit der Umgebung harmonisieren und symmetrisch imponieren.
- Als Obergrenze an abgesaugter Fettmenge gilt für einen Eingriff in örtlicher Betäubung etwa drei Liter; wird der Eingriff in Beisein eines Anästhesisten durchgeführt, kann auch mehr abgesaugt werden, wenn gleichzeitig eine gute postoperative Betreuung gewährleistet wird.
- Unter dem Begriff „Tumeszens“ versteht man den Zustand der Gewebesättigung mit Flüssigkeit. Dieser Zustand ist aus rein technischen Gründen beim Einsatz der ultraschallassistierten Fettabsaugung notwendig. Es gibt keine „Tumeszens-Methode“.
- Mit der vibrationsassistierten Fettabsaugung kann man eigentlich an jeder Körperregion Fett absaugen. Selbst bislang kritische Areale wie Waden, Knie- und Oberschenkelinnenseite oder Hals stellen kein Problem mehr dar.
- Zu den möglichen medizinischen Komplikationen zählen Fettembolien, Hämatome, gefühllose Areale und Schmerzen: Bei Verwendung einer gewebeschonenden Methode wie der von mir eingesetzten vibrationsassistierten Fettabsaugung ist das Risiko des Auftretens dieser Komplikationen deutlich reduziert.
- Das Auftreten einer Thrombembolie kann durch Bandagieren der Beine sowie durch die Gabe eines blutgerinnungshemmenden Mittels verhindert werden.
- Infektionen entstehen bei unhygienischen Verhältnissen während des Eingriffs und können daher bei Verwendung eines standardisierten Operationssaales weitestgehend vermieden werden (im Gegensatz zu den hygienischen Verhältnissen im Hinterzimmer einer Ärztepraxis).
- Zu den möglichen ästhetischen Komplikationen zählen Asymmetrien und Dellen, die durch präzises Handling, genaue Planung und Vermeidung exzessiver Absaugmengen weitestgehend vermieden werden können.
- Das Tragen von Kompressionswäsche nach einer Fettabsaugung und die Durchführung von Endermologie-Behandlungen dienen der Optimierung des operativen Ergebnisses und sind aus meiner Sicht empfehlenswert.