Beschreibung
Schamlippenkorrektur: Das Buch
Psychosomatische Aspekte (Priv.-Doz. Dr. Aglaja Stirn)
Operative Korrekturen des Intimbereichs der Frau sind ein äußerst sensibles Thema. Der behandelnde Arzt sollte sich daher diesem Problem mit Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen widmen. In den meisten Fällen stören Ratsuchende die inneren Schamlippen, die sie für zu groß empfinden. Nur selten wird von den äußeren Schamlippen gesprochen, wenngleich sie das Erscheinungsbild der inneren Schamlippen maßgeblich beeinflussen.
Die Ausprägungsvielfalt von Schamlippen ist wie bei so vielen anderen Teilen des menschlichen Körpers sehr groß. Wenn eine Frau ihre Schamlippen als störend empfindet, sollte sie unbelastet und ohne Druck mit ihrem Plastischen Chirurgen oder Gynäkologen darüber sprechen können. Eine Frau sollte sich keinesfalls schämen, wenn sie große oder kleine oder asymmetrische innere Schamlippen hat bzw. zu kleine oder flache große Schamlippen.
Das Gefühl, große innere Schamlippen zu haben, unterliegt ebenfalls großen individuellen Schwankungen: Was die eine Frau stört, bemerkt eine andere unter Umständen nicht einmal.
Große innere Schamlippen sind strikt anatomisch betrachtet nichts anderes als vermehrte Haut. Deswegen sind sie medizinisch durchaus mit Schlupflidern vergleichbar: In beiden Fällen besteht der Eingriff im Wesentlichen in der Entfernung des Hautüberschusses.
Psychosomatische Aspekte
Band 6: Schamlippenkorrektur wurde unter dankenswerter Mitarbeit von Priv. Doz. Dr. med. Aglaja Stirn, Leiterin der Abteilung für Psychosomatische Medizin an der Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, verfasst.
Testauszug:
Schönheit ist eine erstrebenswerte Qualität, weshalb Menschen seit jeher und in allen Kulturen danach trachteten, ihr Aussehen den jeweils geltenden Normen für Schönheit und Attraktivität anzupassen (Senft, 2007). Auch die gewählten Strategien zur Erreichung dieses Zieles haben sich im Laufe der Zeit nur wenig verändert: Schmuck, Bemalung und permanente Körpermodifikationen durch Tattoo, Piercing, Scarification und die verschiedensten Formen der Mutilation gehören seit jeher zum festen Repertoire von Techniken, mit denen die Anpassung an geltende Schönheitsideale vollzogen wird.
In diesem Beitrag soll nicht von Schmücken und Bemalen die Rede sein, sondern von den invasiven Verfahren zur Körperveränderung, die in den letzten Dekaden in Frequenz und Ausmaß exponentiell zugenommen haben. Ein kurzer Blick in die Kulturgeschichte erweist sich dabei als nützlich, um das Vorurteil zu relativieren, die Bereitschaft, tief greifende Veränderungen des Körpers durch umfangreiche und oft schmerzhafte Manipulationen herbeizuführen, sei eine Errungenschaft der Moderne.
Priv.-Doz. Dr. Aglaja Stirn
Priv.-Doz. Dr.med. Aglaja Stirn, geb. 1962 in Wiesbaden, Leiterin der Abteilung für Psychosomatische Medizin an der Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Psychiatrie Psychosomatik und Psychotherapie.
Studium der Medizin in Mainz, Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin, Gruppenanalytikerin.
Veröffentlichungen zu Essstörungen, Körpermodifikationen, Neurobiologie, buddhistische Kunst und Nordostindien.
10 Fragen an Dr. Turkof
10 Fragen zur Schamlippenkorrektur an Dr. Turkof
Univ.-Prof. Dr. Edvin Turkof
- Was versteht man eigentlich genau unter einer Schamlippenkorrektur?
- In den meisten Fällen korrigiert man also die inneren Schamlippen, gibt es auch Korrekturen äußerer Schamlippen?
- Wie häufig sind vergrößerte innere Schamlippen?
- Handelt es sich um eine rein ästhetische Operation oder gibt es auch Fälle, wo dies medizinisch notwendig ist?
- Würde in so einem Fall die Krankenkasse den Eingriff übernehmen?
- Welche Operationsmethoden gibt es?
- Wo genau wird geschnitten?
- Kann u. U . die Klitoris verletzt werden?
- Kann es passieren, dass im operierten Bereich Sensibilitätsstörungen auftreten?
- Wie hoch sind die Kosten?
- Was versteht man eigentlich genau unter einer Schamlippenkorrektur?
Rein medizinisch gesehen ist damit gemeint, dass man das äußere Erscheinungsbild der Schamlippen verändert. Das schließt natürlich die äußeren und die inneren Schamlippen mit ein. Im derzeit gängigen Sprachgebrauch sind aber vor allem die inneren Schamlippen gemeint, weil diese Operation seit einigen Jahren verstärkt durchgeführt wird. Unter dem Begriff „Schamlippenkorrektur“ versteht man also, dass vergrößerte innere Schamlippen verkleinert werden.
- In den meisten Fällen korrigiert man also die inneren Schamlippen, gibt es auch Korrekturen äußerer Schamlippen?
Es kommt vor, dass innere Schamlippen vergrößert sind und Frauen sie verkleinert haben möchten, weil sie nicht wollen, dass in entblößter, aufrechter Position die inneren Schamlippen sichtbar sind. Es kommt aber auch vor, dass die äußeren Schamlippen den Patientinnen zu flach oder zu klein erscheinen und zu wenig von der Intimregion „bedecken“. In so einem Fall kann man relativ einfach eine Korrektur im Sinne einer Vergrößerung mit Eigenfetttransplantation durchführen.
- Wie häufig sind vergrößerte innere Schamlippen?
Ich habe hierzu keine genauen statistischen Zahlen erhoben, ich kann nur sagen, dass der Wunsch nach einer Korrektur in den letzten acht bis zehn Jahren deutlich zugenommen hat und ich jedes Jahr mehr Anfragen bekomme.
- Handelt es sich um eine rein ästhetische Operation oder gibt es auch Fälle, wo dies medizinisch notwendig ist?
Die große Mehrheit meiner Patientinnen unterzieht sich einer Schamlippenkorrektur aus rein ästhetischen Gründen, weil ihnen das Erscheinungsbild ihres äußeren Genitals einfach nicht gefällt. In seltenen Fällen können sehr große innere Schamlippen funktionell störend sein – beim Tragen sehr enger Kleidung, bei der Ausübung bestimmter Sportarten, beim Fahrradfahren oder auch beim Geschlechtsverkehr, wenn sich die inneren Schamlippen während des Verkehrs in die Vagina stülpen (Invagination).
- Würde in so einem Fall die Krankenkasse den Eingriff übernehmen?
Nein, dieser Eingriff wird in der Regel von den Sozialversicherungsträgern nicht übernommen. Außer wenn eine deutliche Asymmetrie vorliegt und eine Angleichung vorgenommen werden soll.
- Welche Operationsmethoden gibt es?
Da muss zunächst unterschieden werden, ob man die inneren Schamlippen verkleinern möchte oder ob die äußeren Schamlippen vergrößert werden sollen. Für die Verkleinerung der inneren Schamlippen gibt es im Wesentlichen zwei Operationen. Bei der ersten Methode wird ein Keil aus beiden Schamlippen herausgeschnitten und die Enden miteinander verbunden, sodass es zu einer Verkleinerung der Fläche kommt. Diese Methode ist allerdings nicht sehr effektiv und lässt auch keine „Modellierung“ zu. Bei der zweiten Methode wird einfach der gewünschte Anteil der inneren Schamlippen, der entfernt werden soll, angezeichnet und dieser Streifen abgetrennt. Die Breite des verbleibenden Anteils wird mit der Patientin vorher besprochen.
- Wo genau wird geschnitten?
Grundsätzlich parallel zum Ursprung / Verlauf der inneren Schamlippen. Je nachdem, ob viel oder wenig verbleiben soll, kann man einen mehr oder weniger breiten regelmäßigen Saum hinterlassen. Viele meiner Patientinnen entscheiden sich aber auch für eine vollständige Entfernung der inneren Schamlippen, in diesem Fall verbleibt natürlich kein Saum.
- Kann u. U . die Klitoris verletzt werden?
Das sollte unter keinen Umständen passieren. Bei der Schamlippenkorrektur bleiben Klitoris und Klitorisvorhaut selbstverständlich unangetastet.
- Kann es passieren, dass im operierten Bereich Sensibilitätsstörungen auftreten?
Nein. Das Einzige, was natürlich wegfällt, ist das Empfindungspotenzial des entfernten Teils der inneren Schamlippen. Auch das muss mit den Patientinnen genau besprochen werden. Natürlich kommt es durch die Verkleinerung oder den Wegfall einer vorhandenen Fläche auch zum Wegfall des dort Empfindbaren. Ich habe aber noch von keiner Patientin das Feedback bekommen, dass das Empfindungspotenzial der inneren Schamlippen für die Erotik eine wie auch immer geartete Bedeutung hat. Wenn eine Patientin vergrößerte innere Schamlippen stören und sie sich für eine Operation entscheidet, ist der Wegfall dieses Empfindungsareals von völlig untergeordneter Bedeutung.
- Wie hoch sind die Kosten?
Man muss in etwa mit € 2.000 – € 3.000 rechnen.
Kurz & bündig
Schamlippenkorrektur – kurz & bündig
Grundsätzlich handelt es sich bei der Schamlippenkorrektur um einen kosmetischen Eingriff.
Die wichtigsten Fakten auf den Punkt gebracht:
- In den meisten Fällen sind es große innere Schamlippen, die Ratsuchende stören, viel seltener sind es kleine und / oder flache äußere Schamlippen. Äußere Schamlippen beeinflussen jedoch ganz entscheidend das Erscheinungsbild der inneren Schamlippen.
- Die meisten Frauen, die eine operative Schamlippenkorrektur in Betracht ziehen, wünschen sich, dass die inneren Schamlippen in entblößtem Zustand und aufrechter Position nicht sichtbar sind.
- Nur ein geringer Prozentsatz meiner Patientinnen wünscht eine Verkleinerung der inneren Schamlippen aufgrund einer funktionalen Einschränkung.
- Der Wunsch nach einer alleinigen Vergrößerung der äußeren Schamlippen ist sehr selten und ausschließlich ästhetischer Natur.
- Bei der Beurteilung der Problemstellung muss auf mehrere Aspekte geachtet werden: Sind die äußeren Schamlippen zu klein, sind die inneren Schamlippen zu groß, oder liegt beides gemeinsam vor?
- Innere Schamlippen zeigen eine erstaunliche Vielfältigkeit in Ausprägung, Aussehen und Verlauf. So können Ausläufer der inneren Schamlippen in die Klitorisvorhaut oder an ihr vorbei nach oben ziehen und teilweise deutlich sichtbare Hautfalten bilden.
- Bei der Planung der Schamlippenverkleinerung ist die genaue „Verlaufsanalyse“ aller von den Schamlippen gebildeten und ausgehenden Hautfalten (Ausläufer) unbedingt erforderlich, um ein einheitliches Gesamtbild des äußeren weiblichen Genitals zu schaffen.
- Die Korrektur der inneren Schamlippen kann auf eine Symmetrisierung begrenzt sein, auf eine deutliche Verkleinerung unter Beibehalten eines Saumes erweitert werden oder auch in Form einer vollständigen Entfernung durchgeführt werden.
- Die Planung der Vergrößerung äußerer Schamlippen ist einfach und wird vorzugsweise mit Eigenfett gemacht.
- Bei allen Varianten der Schamlippenkorrektur bleiben Klitoris und Klitorisvorhaut selbstverständlich unangetastet.
- Bei der Korrektur der inneren Schamlippen bleibt das Jungfernhäutchen unberührt, es bleibt daher intakt.
- Die Beschaffenheit der inneren Schamlippen, insbesondere ihre Elastizität, bringt es mit sich, dass eine exakte Symmetrie nach einer Operation kaum zu erreichen ist. Wenn bei einer Schamlippenverkleinerung das Verbleiben eines Saumes gewünscht wird (z. B. 1 cm), kann die genaue Realisierung dieser Maßangabe nicht immer gewährleistet werden.
- Ich führe eine Schamlippenverkleinerung trotz des relativ geringen operativen Umfangs grundsätzlich in einem Krankenhaus durch und nicht im Eingriffsraum einer Ordination.
- Es ist meine Aufgabe als Arzt meinen Patientinnen nahezulegen, sich die OP-Situation bildlich vorzustellen, um nicht unvorbereitet in eine unangenehme Lage (Stress, Unbehagen, Ausgeliefertsein etc.) zu geraten, die durch einen Dämmerschlaf (oder Vollnarkose) leicht zu vermeiden wäre.
- Die Korrektur der inneren Schamlippen kann in Lokalanästhesie oder aus Komfortgründen auch in Sedoanalgesie (Dämmerschlaf) durchgeführt werden.
- Eine Schamlippenkorrektur dauert je nach Aufwand 30 bis 90 Minuten. Die Patientin verlässt das Spital in der Regel am Tag nach dem Eingriff.
- Nach einer Schamlippenkorrektur ist auf die Einhaltung strikter Hygiene besonders zu achten. Nach jedem Toilettenbesuch sollten Spülungen bzw. Sitzbäder mit Kamillosan oder verdünnter Betaisodona-Lösung vorgenommen werden.
- In erfahrener Hand gibt es bei einer Schamlippenverkleinerung äußerst selten Komplikationen. Sie betreffen meistens das Ergebnis (zu viel entfernt, zu wenig entfernt, ungleich entfernt) und bleiben ohne gesundheitliche Folgen.
- Die Zufriedenheit der Patientinnen ist nach einer Schamlippenkorrektur meistens ausgezeichnet.
- Die Verkleinerung der inneren Schamlippen hat nichts mit der Beschneidung der Frau bzw. der Entfernung der Klitoris zu tun. Eingriffe dieser Art sind von jedem seriösen Mediziner und auch von jedem Menschen auf das Schärfste zu verurteilen.
- Für Frauen, die beschnitten wurden, gibt es Anlass zur Hoffnung. Ich kenne Plastische Chirurgen in Paris, die sich auf die Wiederherstellung (Rekonstruktion) des weiblichen Genitals nach FGM spezialisiert haben.